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Die UMELIEDER Kollektion

by häusermann käppeli meier

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about

UMELIEDER-Kollektion

„Mathematik ist die Musik des Geistes, Musik ist Mathematik der Seele.“
Daniil Charms

Älter werden wir. Greifen zurück auf Ideen, Arbeiten, die uns in unserer schon gelebten Zeit entglitten sind; Pläne die jemand vereitelt hat, Gedanken, die nie ihre überzeugende Form gefunden haben.
Keine Nostalgie - bewahre! Eine Art Pflichtbewusstsein unserer eigenen Biografe gegenüber trifft es wohl viel eher. Das Bedürfnis, keine Wracks zu hinterlassen, es sei denn, sie seien ehrenhaft und auf hoher See gesunken. Unfertig aufgegebene Schiffe sind das, die sperrig den Strand unserer Erinnerung bevölkern, uns mit der Zeit immer unversöhnlicher den Blick auf die Weite eines frischen, neuen Horizonts verstellen. Vom kleinen Ruderboot bis zu den grossen Viermastern, denen wir einen letzten Schliff zur Seetüchtigkeit und schliesslich einen Stapellauf bescheren möchten, der sie aus bedrohlicher Nähe weg zu jenem Horizont bringen soll, hinter dem sie schliesslich würdevoll entschwinden können.

Die „Umelieder“ sind ein solches Schiff, das niemals als dieser stolze Viermaster vom Stapel lief, als der es gedacht war. Ein szenisch-musikalischer Traum, der mit grösster Sorgfalt und Liebe entworfen, geplant, teilweise umgesetzt wurde, um dann, ganz unerwartet, von seinen Auftraggebern fallen gelassen zu werden. Ruedi Häusermann hatte ihn einem ganz bestimmten Ort im Luzerner Hinterland in Form einer theatralen Reise auf den Leib geschrieben und dabei eine Vision der dörfichen Existenz, Geschichte, Geografe und Gesellschaft, auch ihrer zunehmenden Fragilität, entworfen und zu ergründen versucht.
Einmal „Umemaisume“, rund um das zentrale Maisfeld im Ort: Dafür komponierte Ruedi Häusermann eine liebevoll-zerbrechliche und doch strenge, zeitgenössische Musik; einen Herzschlag gleichsam, der allen Organen und Gliedmassen jener Welt gemeinsam sein und immer wieder unvermutet hörbar werden sollte, die verschiedenen Sphären dieses ländlichen und immer häufger auch nur gerade-noch-ländlichen Lebens miteinander verbindend.

Von der menschlichen Stimme bis zur brüllenden Motorsäge - sie alle hätten diese musikalischen Motive und Strukturen, die sich zu einer lockeren Suite ergänzen sollten, auf unterschiedlichste Art und Weise angestimmt und dabei einen Kreis, einen Bann geradezu, um diese bedrohte Welt geschlossen.

Sie blieb erratisch übrig, diese Musik, Schatz im Rumpf eines gestrandeten Projekts, der nun gehoben wird. Eine Perlenschnur von knappen Kompositionen, die auferstanden und verselbständigt, sich neu mit Ruedis ältester Leidenschaft verbindet, der „eigenhändigen“ Improvisation auf Flöte, Klarinette und dem Saxophon.
Nicht allzu viele seiner heutigen Verehrer werden sich noch erinnern können: Er war eine der wichtigen Bläserstimmen, als mit dem Jerry Dental Kollekdoof vor locker 45 Jahren das international gefeierte Schweizer „New-Jazz-Movement“ aus der Taufe gehoben wurde!
Noch immer - und das ist sofort hörbar - ist er ein hervorragender und eigenwilliger Improvisator, der längst dem Igel vor dem Hasen den Vorzug geben darf!

Auch reifer werden wir, nicht nur älter; gelassener.
Besinnen uns auf unsere Stärken.
Mit Marco Käppeli hat er seinen ältesten Mit-Improvisatoren ans Schlagzeug gebeten, einen Musiker, mit dem ihn seit frühesten Tagen eine persönliche wie musikalische Freundschaft verbindet und der seither immer mal wieder abwechselnd sein Trommler oder Bandleader war. Neuer in diesem kleinen Reigen ist der Bassist Claude Meier, alle drei kaum einen kräftigen Steinwurf voneinander entfernt zu Hause.

Mit anderen Worten:
Wir werden auch genauer. Präziser, um genau zu sein. Nicht in der Ausführung, sondern in der Stilisierung unserer Gedanken, unserer Ideen. Wir lernen die Bedeutung des wirklichen „Verstandenwerdens“ auf einer neuen, näheren Ebene schätzen. Das zusammen etwas erfassen, dabei Zeit zu verbringen und immer häufger und ernsthafter den Ideen, statt dem Gras beim Wachsen zuzuhören.

Vor Jahren schon hat Ruedi Häusermann gestanden, dass ein Grossteil seines Engagements für die szenischen Seite als Erweiterung seiner Musik nur ein Folge der Erfahrung sei, dass im Theater viel mehr und geduldiger geprobt werde, als für den Konzertsaal. Er habe so seiner Musik eine fruchtbare Theater-Situation geschaffen. Einfach mehr Präzision.
Genau diese Präzision fordert er hier in anderem Rahmen ebenfalls ein. Ohne jedes Theater, aber mit alten Freunden und gemeinsam gut angelegter Zeit, um schliesslich diese Musik als Folge von Improvisationen über ein Exposé von melodisch-linearen Ideen und formalen Strukturen zu kreieren.

Aber nicht einfacher. Nicht die Gedanken - die Wege, sie zu vermitteln schon, mit wachsender Erfahrung. Sie schlicht werden zu lassen, darin ist Ruedi Häusermann ein grosser Meister, weil er ihnen, seinen Gedanken, vertrauen kann. Auf jeder Bühne.

Und wenn er sich für diese Musik mit der Poesie Daniil Charms’ verbündet, ist das vollkommen schlüssig. Beide sind sie kompromisslos zeitgenössisch, und beide sind sie lebenslang verstrickt in jenes Koan, mit dem sie sich ständig von Neuem konfrontiert sehen wenn sie, der Wahrheit auf der Spur, das absurd Erscheinende als einzig gangbaren Weg dorthin anerkennen müssen.

Genau diese Weisheit wird durch Charms' wunderbaren Aphorismus, der vor diesem Text steht, zugänglich: Die unerbittlich logische Konstruktion, als die sich Musik letztlich immer entschleiern liesse, trifft unsere schon als Phänomen kaum rudimentär fassbare Seele am unmittelbarsten und wird so umgekehrt zu ihrem adäquatesten Ausdrucksmittel. Deren vielleicht nobelste, zu höchster Abstraktion fähige Facette wiederum, unser Geist, fndet seinerseits in der Mathematik eine spielerische Harmonie und Vollendung, die höchstens mit derjenigen der Musik vergleichbar ist.
So wird die Musik gleichzeitig vollendet kristalliner Ausdruck des kaum Fassbaren wie auch in ihrer Unfassbarkeit Ausdruck des vollendet Kristallinen.

Und genau das haben diese Band und ihr Komponist begriffen. Diese „Umelieder“ kommen nicht im Geringsten süffg daher, aber sie kommen uns entgegen. Anspruchsvolle, streng konzipierte Musik, die sich selbst ganz und gar zugänglich macht. In eine einzige grosse Form gegossen, in der sich eine Folge von rhythmischen Akzenten und einige knappe, melodisch-lineare Strukturen gegenüberstehen. Diese komplementären Elemente wiederum sind zu in sich geschlossenen, unterschiedlich instrumentierten, dabei improvisatorisch präzis und einfach ausgeloteten Stücken geformt.

Durch einen Scherben charms'scher Poesie betrachtet, wird jedes von ihnen zusätzliche Brechungen gewinnen.
Kurz vor Schluss dieser Marsch, der alles sprengt, auf nichts Rücksicht nimmt und sowohl das schon Gehörte, wie das wenige noch Kommende rundum in Frage stellt. Oder auch festigt; als könnten wir so, unvermutet seitwärts geneigt wie Morgensterns blonder Korken, einen völlig anderen, neuen - einen „eigentlichen“ Blick über uns selbst und die kleine Welt rund um das dörfich Maisfeld hinaus gewinnen, dann weiter, bis zum unverstellten Horizont!
Stapellauf.
Wir werden auch frecher. Unbeschwerter, im besten Fall.

Dieter Ulrich Februar 2020

credits

released November 6, 2020

Ruedi Häusermann (Klarinette, Flöte, Bassflöte, Örgeli, Baritonsaxofon Marco Käppeli (Schlagzeug, Xylofon, Asachan)
Claude Meier (Kontrabass, akustische Bassgitarre)

Andy Neresheimer: Recording
David Dollinger: Mix/Master
Peter Bürli: Produzent

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